Meine Leukämie- Geschichte
Es begann im November 2018 als ich mit unserem dritten Kind schwanger war. Ich war in der 13. SSW und fühlte mich hundeelend. Damals stand ich an einem Punkt im Leben, an dem ich mich freute, nach der Elternzeit wieder zu arbeiten. Meine Kolleginnen und Kollegen wiederzusehen, aber ich unterschätzte die unglaublich viele Arbeit mit den Kids, die eine Mama, bevor sie ihren Job antritt, leistet. Aufstehen, sich fertig machen, Brotzeit vorbereiten, Kinder wecken, Kleidung anziehen (und es sind ja keine Puppen - es sind kleine Menschen, die auch schlechte Nächte haben und dementsprechend ab und an nicht gut drauf sind), Jacke, Mütze, Schuhe und ab in den Zwillingskinderwagen, 1,2 Kilometer laufen, wieder aus dem Kinderwagen auspacken, einen unter einen Arm und den anderen unter den anderen, wieder ausziehen und beide verabschieden und los geht’s in den entspannten Arbeitstag.
An manchen Tagen fühlte ich mich, bevor ich mich an den Bürotisch setzte und den Computer einschaltete, fix und fertig.
All meine “Schwangerschaftsbeschwerden” damals waren eindeutige Symptome, dass mit mir etwas nicht stimmte. Ich war blass und alle dachten, ich hätte Eisenmangel, dabei hatte ich bereits eine Blutanämie (“wenn das Blut eines Menschen weniger rote Blutkörperchen oder weniger roten Blutfarbstoff enthält, als das normalerweise der Fall ist.” Wikipedia). Vor der Diagnose verlor ich sechs Kilo, ich war in bester Form und freute mich darüber. Zum ersten Mal war ich zufrieden mit meinem Körper. Wenn ich diese Zeilen schreibe, kommen mir die Tränen – zum ersten Mal war ich zufrieden mit meinem Körper, als dieser bereits todkrank war. Wow …
Die Diagnose war ein Schock. Das erste Gefühl, was viele bei der Diagnose beschreiben und was auch ich hatte, war wie ein freier Fall. Plötzlich wird dir der Boden unter den Füßen weggezogen. Kompletter Verlust der Kontrolle.
Ich dachte, ich bin im falschen Film. Mein Nervensystem brach komplett zusammen. Mir kamen Fragen auf: “Was bedeutet das? Werde ich in den nächsten Tagen sterben? Werde ich noch meine Kinder sehen?” Aber als die Professorin der Onkologie zu mir kam und mir erzählte, dass Blutkrebs eine heilbare Krankheit ist und dass ich jung bin und sehr gute Heilungschancen habe, war mein Kampfgeist geweckt. Ich dachte mir: “Nicht mit mir! Ich habe mir eben mein wunderschönes Leben mit meinem Mann und meinen tollen Zwillingen manifestiert und jetzt soll ich gehen?!”
So wurde aus dieser schlimmen Diagnose eine Chance für Veränderung. Anstatt zu jammern, habe ich mich selbst motiviert. Ich redete mir immer wieder ein: “ ICH BIN GESUND!” und so wurden diese drei Wörter zu meinem Mantra, das ich mir jeden Tag sagte. Ich ließ den Krebs nicht in den Vordergrund meines Lebens treten. Ich verabredete mich mit meinen Freundinnen zum Weihnachts-Brunch, ließ mich dafür vom Klinikalltag beurlauben und zog einen Schal über meinen ZVK (zentraler Venenkatheter). Es fühlte sich nach Freiheit an.
Im ersten Chemoblock hatte ich kaum Nebenwirkungen. Ich wurde ständig müder und habe sehr viel geschlafen. Meine kleinen Jungs haben viel Zeit bei Oma und Opa verbracht, damit mein Mann Manuel bei mir sein könnte.
Durch die Unterstützung meines Umfeldes fiel es mir noch leichter zum Ziel GESUNDHEIT zu marschieren und in den schweren Zeiten motiviert zu bleiben.
Ich führte ein Dankbarkeitstagebuch, bewegte mich ganz viel und berichtete über meine Fortschritte auf Instagram. Durch meinen Medienauftritt gab ich sehr vielen Hoffnung. Diese (unbekannten) Menschen in meinem Telefon gaben mir wiederum Zuversicht, dass ich alles überstehen kann.
I AM STRONG. I AM HEALTHY. I AM FULL OF ENERGY.
Deine Julia